Hufelemente
Kennst Du eigentlich die Hufelemente, die man zumindest teilweise von außen sehen oder fühlen kann? Ich zeige sie Dir und ich erkläre Dir die beiden wichtigsten davon im folgenden Beitrag, die Hufwand und den so wichtigen Hufbeinträger. So bist Du für die nächste Diskussion mit Deinem Hufbearbeiter oder dem Tierarzt besser vorbereitet und vor allem kannst Du zukünftig besser einschätzen, wie man Hufe bearbeiten sollte, damit sie vital bleiben oder wieder werden.
Der Huf besteht aus den folgenden Elementen
Der Huf eines Equiden besteht aus den folgenden Elementen, die bei Anwendung der Chevalance Huforthopädie© entweder bearbeitet oder von der Bearbeitung beeinflusst werden (für die Befundung spielen alle Elemente eine Rolle.):
- Fessel [a]
- Hufknorpel [b]
- Kronrand [c]
- Hufwand [d]
- Zehenwand [d1]
- Seitenwände [d2]
- Trachtenwände [d3]
- Eckstreben [d4]
- Tragrand [d5]
- Hufbeinträger [e]
- Ballen [f]
- Strahl [g]
- Sohle [h]
Elemente von der Seite (lateral).
Elemente von unten (solear).
Zwei dieser so wichtien Elemente erkläre ich Dir im Folgenden genauer, die Hufwand und der Hufbeinträger.
Die Hufwand [d]
Die Hufwand, die von der Kronladerhaut produziert wird, ist das präsenteste und zweifelsohne das wichtigste Element der Hornkapsel. Sie schützt nicht nur das Hufinnere, sondern trägt außerdem durch ihre rund-ovale Form und durch ihre Stärke entscheidend zur Stabilität und Widerstandsfähigkeit der Hornkapsel bei. Die Hufwand sorgt darüber hinaus mit ihrer innigen Verbindung mit dem Hufbeinträger für eine Dämpfung der einwirkenden Kräfte. Die Hufwand lässt sich in die folgenden Abschnitte unterteilen:
- Zehenwand lateral, zentral und medial [d1]
- Seitenwand lateral und medial [d2]
- Trachtenwand lateral und medial [d3]
- Eckstrebe lateral und medial [d4]
- Tragrand [d5]
Links: Die Hufwand von der Seite (lateral). Rechts: Die Hufwand von unten (solear).
Zehenwand [d1] und die Seitenwände [d2]
Die Zehenwand hat im Vergleich zu den Seitenwänden eine besondere Bedeutung, da sie vor allem beim Abfußen mehr beansprucht wird. Aufgrund ihrer Stärke und ihrer runden Form wurde die Zehenwand optimal von der Natur für diese Belastung konzipiert. Die eher ovalen und schmalen Seitenwände können mit dieser Stabilität nicht mithalten. Analysen von Plastinaten, Präparaten und eines 3-D-Modells zeigten, dass die dickere Zehenwand auf einen breiteren Verlauf der Kronlederhaut proximal der Zehe zurückzuführen ist.
Die Zehenwand nimmt außerdem im Vergleich zu den anderen Hufwandabschnitten eine große Fläche ein, weshalb ihr Verbund mit dem Hufbeinträger wesentlich großflächiger ist als dessen Verbund mit den Seiten- und den Trachtenwänden (siehe „Der Hufbeinträger [e]“ im nächsten Abschnitt). Die schonende und belastungsgerechte Bearbeitung der Zehe ist also extrem wichtig und wesentlich für die Stabilität und die Widerstandsfähigkeit der Hornkapsel.
Trachtenwände [d3]
Die Trachten sind die beiden hinteren Abschnitte zwischen den Seitenwänden und den Trachtenendkanten. Die Trachten sind für die Stabilität im hintern Bereich des Hufes verantwortlich, wobei sie von den Eckstreben unterstützt werden. Den Trachten kommt vor allem bei der Optimierung der Huf-Fessel-Achse eine besondere Bedeutung zu. Durch ein leichtes Kürzen kann beispielsweise eine nach vorne gebrochene Huf-Fessel-Achse verbessert werden, wobei darauf geachtet werden muss, dass die tiefe Beugesehne nicht überlastet wird. Belässt man hingegen die vorhandene Trachtenhöhe, kann eine nach hinten gebrochenen Huf-Fessel-Achse etwas begradigt werden, wobei darauf geachtet werden muss, dass die Trachten dadurch nicht überlastet werden und somit unterschieben oder einrollen. Mehr dazu erfährst Du im Beitrag Lastverteilung.
Eckstreben [d4]
Die Eckstreben sind ebenfalls Bestandteile der Hufwand, die von der Trachtenendkante entlang der seitlichen Strahlfurchen in Richtung Strahlspitze verlaufen und in die Sohle übergehen. Wie der Name schon sagt, verstreben die Eckstreben die Ecken der Hufwand, also die Trachtenwände. Sie tragen somit wesentlich dazu bei, dass die gesamte Hufwand ihre äußerst stabile rund-ovale Form erhält und nicht im Trachtenbereich überlastet wird, was zu unphysiologischen Deformierungen im hinteren Bereich eines Hufes führen würde.
Tragrand [d5]
Das untere (distale) Ende der Hufwand wird dann als Tragrand bezeichnet, wenn die Hufwand beim Auftreten auf einen ebenen Untergrund diesen anstatt der Sohle berührt. Eine Hufwand mit Tragrand ist beim Auftreten also näher am Boden als die Sohle am Übergang zum Hufbeinrandhorn, das im nächsten Abschnitt „Der Hufbeinträger [e]“ beschrieben ist.
Der Höhenunterschied zwischen dem unteren (distalen) Ende des Tragrandes und dem Übergang der Sohle zum Hufbeinrandhorn (siehe „Der Hufbeinträger [e]“ im nächsten Abschnitt) wird als Tragrandhöhe (h) bezeichnet, wie die folgende Illustration zeigt.
Die Tragrandhöhe (h) reicht vom unteren (distalen) Ende der Hufwand bis zum Übergang der Sohle zum Hufbeinrandhorn.
Optimalzustand
Die optimale Form der Hufwand hängt zwar wesentlich von der jeweiligen Hufsituation, den Haltungsbedingungen und dem Zustand der anderen Hufelemente ab, dennoch lässt sich durchaus ein Zielbild formulieren. Im optimalen Fall verlaufen die Hornwände harmonisch und leicht elliptisch (konvex) von proximal nach distal, sodass sie am Tragrand (d5) unten möglichst senkrecht zum Boden ausgerichtet sind, so ähnlich wie die obere Hälfte eines horizontal durchgeschnittenen Hühnereis (also einem Kegelstumpf mit elliptisch, konvexer Wand). Die Übergänge der Hufwandabschnitte sollten darüber hinaus harmonisch rund geformt sein, da Ecken, Kanten und Hebel die Stabilität mindern und die Deformierung fördern.
Optimal für die Trachten (d3) ist eine parallele Ausrichtung der Zehenwand (d1) mit der Trachtenendkante, von lateral und medial betrachtet. Von dorsal betrachtet sollten die beiden Trachtenwände möglichst gleich steil sein. Das gleiche gilt für die Trachtenendkanten von palmar/plantar betrachtet. Die Trachten sollten weder unterschieben noch einrollen. Gibt es darüber hinaus keine Wölbung an den Übergängen zu den Seitenwänden (d2), kann man von einer gleichmäßigen und angemessenen Belastung der Trachten ausgehen.
Optimal funktionsfähig sind Eckstreben (d4) dann, wenn sie steile Trachtenwände stützen oder nach außen hebelnden Trachtenwänden Spielraum lassen, um wieder steiler nachwachsen zu können. Die Eckstreben sollten außerdem nicht zu lange sein, keine Eckstrebenausläufer aufweisen und gerade verlaufen.
Der optimale Tragrand (d5) hängt zwar wesentlich von der jeweiligen Hufsituation, den Haltungsbedingungen und dem Zustand der anderen Hufelement ab, dennoch lässt sich ein Zielbild für den Tragrand formulieren. Die Höhe des Tragrandes sollte weder zu hoch sein, um Hebelkräfte nach außen oder das Anstauen in den Kronrand zu vermeiden, noch sollte er zu niedrig sein, damit die Hufwand in Verbindung mit dem Hufbeinträger ihre optimale Dämpfungsfunktion erfüllen kann. Die Breite des Tragrandes sollte so gestaltet werden, dass die mehrbelasteten Hufwandabschnitte weniger und die weniger belasteten Hufwandabschnitte bis zur nächsten Bearbeitung mehr abgerieben werden, damit sich der Huf durch den erhöhten Abrieb des schmaleren Tragrandes Schritt für Schritt ausbalancieren kann.
Befundung
Wie bei allen anderen Elementen, liefert auch die Hufwand entscheidende Hinweise zur Belastungssituation eines Hufes. Die Hufwand kann beispielsweise sehr flach oder steil verlaufen, sie kann Risse oder Demarkierungen enthalten, die Oberfläche kann glatt oder rau sein oder unterschiedliche Falten aufweisen.
Die Trachten (d3) können beispielsweise untergeschoben oder eingerollt sein, am Übergang zur Seitenwand (d2) können Wölbungen auftreten, der Tragrand (d5) der Trachten kann großflächige Plateaus aufweisen oder die Trachtenwand kann übersteil sein oder nach außen hebeln.
Auch die Beschaffenheit der Eckstreben (d4) gibt Hinweise auf die Belastungssituation. Eckstreben können beispielsweise steiler oder flacher verlaufen, sie können mehr oder weniger sogenannte Eckstrebenausläufer aufweisen oder sie können gebogen oder sogar geknickt sein.
Auch mithilfe des Tragrandes (d5) lassen sich etliche Rückschlüsse auf die Belastungssituation des Hufes ziehen. Der Tragrand kann beispielsweise gestreckt, gerundet, verbreitert oder schmal sein oder unterschiedliche Ausbrüche aufweisen.
Bearbeitung
Wie die Hufwand grundsätzlich bearbeitet werden sollten, ist im Beitrag Die Chevalance Huforthopädie© beschrieben.
Der Hufbeinträger [e]
Wie der Name schon sagt, trägt der Hufbeinträger das Hufbein, indem er sowohl mit dem Hufbein als auch mit der Hufwand verwachsen ist. Das Hufbein hängt sozusagen in der Hornkapsel und wird beim Auffußen durch den elastischen Hufbeinträger abgefedert, allerdings nur dann, wenn die Hufwand auch am Boden ankommt und das Pferd nicht auf der Sohle läuft. Die Funktionsweise des Hufbeinträgers in Verbindung mit der Hufwand ist vergleichbar mit einem Trampolin, wie im Beitrag Funktionsweise beschrieben.
Beim Hufbeinträger handelt es sich um das wichtigste federnde Element eines Hufes, das vor allem für dessen Elastizität sorgt und das zusammen mit den Ballen, dem Strahl, dem Strahlpolster und den Hufknorpeln das Ausgleichen von seitlichen Bodenunebenheiten ermöglicht. Der Hufbeinträger wird in Verbindung mit der Hufwand (im folgenden Zitat u. a. „Hufplatte“ genannt) von Mülling, Pfarrer, Reese, Kölle und Buderas wie folgt beschrieben:
"[...] Das Körpergewicht eines Pferdes wird im Huf vom Hufbein über den Hufbeinträger (Appartus suspensorius ossis ungulae) auf die Hufbeinpatte und damit auf den Tragrand dieser Hufplatte übertragen. Der Hufbeinträger ist Bestandteil des Pferdehufes. Der Begriff Hufbeinträger fasst alle dermalen und epidermalen Strukturen im Wandsegment als funktionelle Einheit des Hufes zusammen, die das Körpergewicht, welches als Druckkraft auf dem Hufbein (Os ungulare) lastet, als Zugkraft auf die Hufplatte übertragen. In der Hufplatte erfolgt eine Rück-Transformation in einen Druck, der am Tragrand auf dem Boden bzw. auf dem Hufeisen lastet. Zu diesem Hufbeinträger gehören ein Wand-Lederhautanteil und ein Wand-Oberhautanteil. [...]"
Quelle: Mülling, Christoph; Pfarrer Christiane; Reese, Sven; Kölle, Sabine; Budras, Klaus-Dieter; Atlas der Anatomie des Pferdes, 7. vollständig überarbeitete Auflage; Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, Hans-Böckler-Allee 7, 30173 Hannover, Deutschland; 2014; Seite 92
Eine wirklich treffende Beschreibung, die allerdings einen weit verbreiteten Widerspruch enthält: Da vor der Vernagelung eines Hufeisens der Tragrand entfernt wird, funktioniert der Hufbeinträger in einem solchen Fall entweder gar nicht mehr oder nur sehr eingeschränkt. Das wäre so ähnlich wie ein Trampolin ohne Stützen, bei dem das Netz und die Gummis zwischen Netz und Rahmen am Boden lägen und somit die federnde Funktion eliminiert wäre.
Der Hufbeinträger setzt sich aus den folgenden Elementen zusammen, die zunächst mit einem horizontalen Querschnitt durch das Hufbein links (8), den Hufbeinträger mittig (9) und die Hufwand rechts (10) illustriert dargestellt und danach beschrieben sind.
Querschnitt A-A durch das Hufbein links (8), den Hufbeinträger mittig (9.1 bis 9.6) und die Hufwand rechts (10).
Hufbeinwand- und Hufknorpel-Lederhaut (Dermis parietis, 9.1)
Hierbei handelt es sich um die Unterhaut (Dermis), die die Oberhaut (Epidermis) ernährt, zu der die primären (9.2) und sekundären Lamellen der Hufbeinwand- und Hufknorpel-Lederhaut (9.3) gehören. Die Hufbeinwand- und Hufknorpel-Lederhaut (nach Biernat/Rasch „[...] Wandlederhaut [...]“ ) liegt unterhalb (distal) der Lamellenlederhaut (Lamellae dermales parietis, nach Biernat/Rasch die „[...] Blättchenhorn produzierende Lederhaut [...]“ ) und bedeckt die komplette Oberfläche der Hufbeinwand und Teile des Hufknorpels. Im hinteren Bereich des Hufes (palmar/plantar) läuft diese Lederhaut um die Hufknorpel herum und geht dann in die Sohlenlederhaut über.
Quelle: Biernat, Jochen; Rasch, Konstanze; Der Weg zum gesunden Huf, Spezialausgabe, 1. Auflage; Müller Rüschlikon Verlag, Postfach 103743, 70032 Stuttgart, Deutschland; 2014; Seite 133ff
Mülling, Pfarrer, Reese, Kölle und Buderas beschreiben den Übergang von der Dermis zur Epidermis wie folgt:
„[...] Die Kollagenfaserbündel ziehen dann radiär, schräg in distoproximaler Richtung in die primären und sekundären Lederhautblättchen (Stratum lamellatum dermidis parietis) hinein und inserieren an der Basalmembran, welche Wandlederhaut und Wandepidermis miteinander verbindet. [...]“
Quelle: Mülling, Christoph; Pfarrer Christiane; Reese, Sven; Kölle, Sabine; Budras, Klaus-Dieter; Atlas der Anatomie des Pferdes, 7. vollständig überarbeitete Auflage; Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, Hans-Böckler-Allee 7, 30173 Hannover, Deutschland; 2014; Seite 92
Die hier beschriebenen Kollagenfaserbündel sind Bestandteil der Hufbeinwand- und Hufknorpel-Lederhaut (9.1), die mit der Wand des Hufbeins und den Hufknorpeln verwachsen sind.
Primäre Lamellen der Hufbeinwand- und Hufknorpel-Lederhaut (9.2)
Die primären Lamellen der Hufbeinwand- und Hufknorpel-Lederhaut werden von dieser produziert und sind Bestandteil der Oberhaut. Sie selbst produzieren die sekundären Lamellen der Hufbeinwand- und Hufknorpel-Lederhaut (9.3).
Sekundäre Hufbeinwand- und Hufknorpel-Lederhaut-Lamellen (9.3)
Die sekundären Lamellen der Hufbeinwand- und Hufknorpel-Lederhaut sind ebenfalls Bestandteil der Oberhaut und werden von den primären Lamellen der Hufbeinwand- und Hufknorpel-Lederhaut produziert. Sie selbst produzieren das Hufbeinwand- und Hufknorpel-Horn (9.4).
Hufbeinwand- und Hufknorpel-Horn (9.4)
Das sehr weiche Hufbeinwand- und Hufknorpel-Horn (nach Biernat/Rasch „[...] Begleithorn [...]“) wird von den sekundären Lamellen der Hufbeinwand- und Hufknorpel-Lederhaut (9.3) produziert und verbindet sich mit dem Lamellenhorn (9.5).
Quelle: Biernat, Jochen; Rasch, Konstanze; Der Weg zum gesunden Huf, Spezialausgabe, 1. Auflage; Müller Rüschlikon Verlag, Postfach 103743, 70032 Stuttgart, Deutschland; 2014; Seite 133ff
Lamellenhorn (9.5)
Das Lamellenhorn wird von der Lamellenlederhaut produziert (siehe folgende Illustration 9.13), die sich unterhalb (distal) der Kronlederhaut (siehe folgende Illustration 9.12) befindet. Das Lamellenhorn wächst nach unten (distal) und verbindet sich dabei innen mit dem Hufbeinwand- und Hufknorpel-Horn (9.4). Diese Verbindung ist mit entscheidend für die Funktionalität des Hufbeinträgers.
Mülling, Pfarrer, Reese, Kölle und Buderas beschreiben die Lastaufnahme beim Übergang von der Epidermis zum Lamellenhorn wie folgt:
„[...] Die auf die sekundären Lederhautplättchen einwirkende Zugkraft wird bei Belastung des Hufes über die Basalmembran auf die Basal- und Stachelzellen in den sekundären Epidermisplättchen übertragen. [...]“
Quelle: Mülling, Christoph; Pfarrer Christiane; Reese, Sven; Kölle, Sabine; Budras, Klaus-Dieter; Atlas der Anatomie des Pferdes, 7. vollständig überarbeitete Auflage; Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, Hans-Böckler-Allee 7, 30173 Hannover, Deutschland; 2014; Seite 92
Mit den hier beschriebenen sekundären Epidermisplättchen ist das Hufbeinwand- und Hufknorpel-Horn (9.4) gemeint.
Übergang Hufbeinträger zur Hufwand (9.6)
Das Lamellenhorn (9.5) verbindet sich außen mit der Hufwand des Hufes (10), die von der Kronlederhaut (siehe folgende Illustration 9.12) produziert wird. Beide Horne wachsen zusammen nach unten (distal), wodurch der Hufbeinträger mit der Hufwand verwächst. Auch diese Verbindung ist mit entscheidend für die Funktionalität des Hufbeinträgers. Am unteren (distalen) Ende des Hufbeinträgers, bei der Ansicht von unten (solear), zeigt sich der beschriebene Übergang in einer schmalen, weißen Linie an der Innenseite der Hufwand.
Mülling, Pfarrer, Reese, Kölle und Buderas beschreiben den Übergang vom Lamellenhorn zum Horn der Hufwand wie folgt:
„[...] Diese primären Epidermisplättchen resp. Hornplättchen gehen kontinuierlich in das Zwischenröhrchenhorn des Kronhornes über und umwickeln die inneren Kronhornröhrchen. [...]“
Quelle: Mülling, Christoph; Pfarrer Christiane; Reese, Sven; Kölle, Sabine; Budras, Klaus-Dieter; Atlas der Anatomie des Pferdes, 7. vollständig überarbeitete Auflage; Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, Hans-Böckler-Allee 7, 30173 Hannover, Deutschland; 2014; Seite 92
Mit den hier beschriebenen primären Epidermisplättchen ist das Lamellenhorn (9.5) gemeint, mit dem Zwischenröhrchenhorn die Röhrchen der Hufwand (10).
Die folgende Illustration verdeutlicht die Lagen der Lamellenlederhaut (9.13) und der Hufbeinwand- und Hufknorpel-Lederhaut, die die primären (9.2) und sekundären Lamellen (9.3) produziert.
Laterale/mediale Ansicht der Lederhäute.
Am unteren (distalen) Ende der Hufbeinwand- und Hufknorpel-Lederhaut-Lamellen befinden sich die Terminalpapillen (siehe vorherige Abbildung 9.7), die das meist farblose Hufbeinrandhorn (nach Biernat/Rasch „[...] Terminallagenhorn [...]“) produzieren, das die Lücke zwischen den Lamellen und der Sohle schließt. Das Hufbeinrandhorn bildet somit den distalen Abschluss des Hufbeinträgers.
Quelle: Biernat, Jochen; Rasch, Konstanze; Der Weg zum gesunden Huf, Spezialausgabe, 1. Auflage; Müller Rüschlikon Verlag, Postfach 103743, 70032 Stuttgart, Deutschland; 2014; Seite 133ff
Das Hufbeinrandhorn, produziert von den Terminalpapillen, sichtbar von unten (solear).
Ist der Hufbeinträger nicht intakt, wie beispielsweise bei einem Hufreheschub, dann wird das Pferdegewicht nicht mehr abgefedert und lastet somit fast vollständig auf der jeweiligen Hufsohle. Das ist äußerst schmerzhaft und kann zu einer Hufbeinrotation, einer Hufbeinabsenkung oder sogar zu einem Hufbeindurchbruch führen, wie im Beitrag Hufrehe beschrieben. Ein Huf mit vollständig defektem Hufbeinträger ist vergleichbar mit einem Trampolin, dessen Gummibänder zwischen Netz und Rahmen durchtrennt wurden.
Optimalzustand
Ein optimal funktionierender Hufbeinträger verbindet die Hufwand mit dem Hufbein und den Hufknorpeln ohne Trennung und federt so die auf ihn einwirkenden Kräfte ab, vorausgesetzt die Hufwand hat einen angemessen hohen Tragrand. Von unten (solear) betrachtet verläuft das Hufbeinrandhorn am unteren (distalen) Ende des Hufbeinträgers gleichmäßig und schließt die Lücke zwischen Tragrand und Sohle.
Befundung
Von unten (solear) betrachtet gibt auch der Hufbeinträger erhebliche Hinweise zur Belastungssituation. Er kann beispielsweise eine sogenannte hohle Wand anzeigen, aufgerissen, geschlossen oder mit Steinchen besetzt sein.
Bearbeitung
Der Hufbeinträger wird selbstverständlich nicht bearbeitet, kann aber positiv durch die Bearbeitung beeinflusst werden.
Mehr über die Hufelemente eines Pferdehufes erfährst Du in meinem Buch „Vitale Hufe“, das Du entweder gedruckt im Softcover oder als E-Book erwerben kannst.