Umstellung auf Barhuf
Meine erste Umstellung auf Barhuf war eine heikle Sache, weil das Pferd leider ziemlich schreckhaft und wild war und keine Hufe geben konnte - seine Hufeisen hatte es sediert erhalten. Der wilde Spanier war auch ein Trainingspferd von mir und der Plan war, ihm erst das entspannte Stehen und das Hufegeben beizubringen, doch leider kam es anders, denn er verlor ein Eisen und eines war ziemlich locker.
Ich musste also die verbliebenen Hufeisen umgehend abnehmen, wofür ich zusätzlich noch schnell das Hufegeben trainieren musste. Deshalb gestaltete sich die Eisenabnahme schwierig und es passierte, was man unbedingt vermeiden sollte: Der Tragrand brach weg, an allen Hufen, und es entwickelte sich als Folge dessen eine Sohlenlederhautentzündung. Was man in einem solchen Fall tun sollte, erfährst Du im Beitrag Sohlenlederhautentzündung. Wie die Umstellung normalerweise ablaufen sollte, erkläre ich Dir im folgenden Beitrag.
So läuft die Umstellung ab
Wie bereits in Auswirkungen eines Beschlages erläutert, hat ein Hufbeschlag für Pferde etliche Nachteile und das Barhufgehen viele Vorteile. Sollen die Hufe deshalb von ihren Beschlägen befreit und auf das Barhufgehen umgestellt werden, dann kann man von einer positiven gesundheitlichen Entwicklung der Hufe ausgehen, auch wenn die Umstellung für eine unbestimmte Zeit etwas schwierig verlaufen kann. Da ein beschlagener Huf mehr oder weniger fixiert ist, abhängig vom Beschlagsmaterial, kann er seine natürliche Elastizität, die Hufmechanik, nicht nutzen. Nimmt man den Beschlag ab, benötigt der Huf Zeit, um sich wieder an die neue Situation zu gewöhnen und um seine elastischen Elemente zu regenerieren (Hufbeinträger, Ballen, Strahl, Strahlpolster und Hufknorpel). So kann der Huf langsam wieder seine Funktionalität zurück erlangen, die ausführlich in Funktionsweise beschrieben ist. Grundsätzlich gilt: Je ausgeprägter die Deformierung eines beschlagenen Hufes, je härter das bisherige Beschlagsmaterial und je länger der Beschlagszeitraum, desto schwieriger kann die Umstellung verlaufen. Damit die Umstellung trotzdem gelingt und sie für das Pferd so angenehm wie möglich verläuft, müssen einige Dinge beachtet werden.
Eisenabnahme (bzw. Beschlagsabnahme)
Zunächst ist es überaus wichtig, dass der Beschlag so vorsichtig wie möglich entfernt wird, damit der Tragrand möglichst intakt bleibt und nicht beschädigt wird. Bricht der Tragrand durch ein rabiates Entfernen der Hufnägel weg, steigt die Gefahr einer schmerzhaften Umstellung. Die Hufnägel müssen deshalb vor dem Entfernen mit einem Unterhauer begradigt werden. Danach schlägt man die Nägel mit einem Schlosserhammer so weit wie möglich von der Austrittsstelle an der Hufwand zurück in Richtung Eintrittsstelle. Dadurch sollten die Nägel unterhalb des Hufeisens etwas herausragen und gut greifbar sein. Tun sie das nicht, kann man im Wechsel auf das Hufeisen und die begradigten Nagelspitzen hämmern, damit sich das Hufeisen von den Nägeln löst. Mithilfe der Nagelziehzange müssen die Nägel dann vorsichtig herausgezogen werden. Das Gewichten des Hufeisens mit noch fixierten Nägeln muss unbedingt vermieden werden, denn dadurch bricht der Tragrand meistens weg. Brechen Nägel ab oder bleiben stecken, können sie mithilfe eines passenden Durchschlags durch das Loch hindurch geschlagen werden.
Bearbeitung
Nach dem Abnehmen der Hufbeschläge, können die Hufe vorsichtig bearbeitet werden, wie im Beitrag Die Chevalance Huforthopädie© beschrieben. Bei der Bearbeitung muss im Besonderen darauf geachtet werden, dass die Hufe seitlich (mediolateral) nicht einseitig gekürzt werden, damit ihre sowieso eingeschränkte Elastizität nicht überbeansprucht wird. Darüber hinaus sollten die Sohlen unbedingt so schonend wie möglich bearbeitet werden, damit sie so dick und stabil wie möglich bleiben. Selbstverständlich sollen auch beim Bearbeiten der Hufe, die von einem Beschlag auf das Barhufgehen umgestellt werden, alle Ziele der Chevalance Huforthopädie© erreicht werden. Brechen beim Abnehmen des Beschlages trotz aller Vorsicht erhebliche Teile der Tragränder weg und schneidet man außerdem die Sohlen zu dünn, dann ist die Gefahr einer Sohlenlederhautentzündung groß.
Umgang
Nach der Bearbeitung muss das Pferd unbedingt geschont werden. Lebt das Pferd in einem Offenstall, sollte es sich für einige Tage frei in der Herde bewegen können. Lebt das Pferd in einem Paddock oder in einer Box, sollte es täglich herausgeholt und etwas im Schritt geführt werden, ohne dabei enge Wendungen durchzuführen. Auf das Reiten oder eine andere starke Belastungen sollte unbedingt erst einmal verzichtet werden. Wie lange das Pferd geschont werden sollte, lässt sich nicht pauschal definieren, denn das hängt vom Umstellungsverlauf ab. Das Verhalten des Pferdes muss deshalb genau beobachtet werden. Zeigt es einige Tage nacheinander keine Probleme, kann die Belastung langsam wieder gesteigert werden. Treten Probleme auf, muss die Belastung natürlich wieder reduziert und geduldig auf eine Verbesserung gewartet werden.
Untergrund
Zusätzlich zur Schonung sollte das Pferd während des Umstellungszeitraums auf einem weichen Untergrund untergebracht werden, das gilt vor allem dann, wenn die Tragränder in einem schlechten Zustand oder sogar weggebrochen sind. Vor allem in diesem Fall müssen sich die Hufe nicht nur an die neue Situation gewöhnen, sondern zusätzlich mit einer starken Beanspruchung der Sohle zurechtkommen, die bisher kaum gefordert wurde.
Mit dem weichen Boden soll eine Überlastung der Sohlen vermieden und einer möglichen Sohlenlederhautentzündung vorgebeugt werden. Harte Böden, vor allem gefrorene Wiesen, müssen bei der Umstellung unbedingt vermieden werden.
Temporärer Hufschutz
Hat man aus organisatorischen Gründen keine Möglichkeit, das Pferd auf einem weichen Boden unterzubringen, dann kann übergangsweise ein elastischer Hufschutz sinnvoll sein. Das gilt natürlich auch dann, wenn sich die Sohlenlederhaut entzünden sollte (siehe Sohlenlederhautentzündung). In diesen Fällen haben sich Polsterverbände bewährt, die solange zum Einsatz kommen, bis das Pferd wieder besser läuft und eine mögliche Entzündung nachlässt. Die Polsterung eines Verbandes sollte vor allem im Bereich des Strahles am dicksten sein, damit das Pferd während der Umstellung primär den Strahl und sekundär die Sohle belastet. Wurde zuvor ein Trachten-erhöhender Beschlag entfernt, sollte der hintere Bereich etwas mehr gepolstert werden als der vordere, um der tiefen Beugesehne eine schonende Umstellung zu ermöglichen. Durch die Polsterverbände läuft das Pferd weich, wodurch sich die Hufe langsam wieder an die neue Situation gewöhnen können.
Alternativ zu den Polsterverbänden können auch Hufschuhe eingesetzt werden, die allerdings eine weiche Sohle haben sollten, damit kein zu starker Druck auf die Sohlen der Hufe ausgeübt wird. Die Polsterverbände können im Gegensatz zu den Hufschuhen individuell angelegt werden, weshalb sie den Hufschuhen zu bevorzugen sind.
Regenarationsverlauf
Unabhängig davon, ob nach der Umstellung von einem Hufbeschlag auf das Barhufgehen die Tragränder der Hufe intakt sind oder ob sich die Sohlenlederhäute entzünden, die Hufe werden sich früher oder später regenerieren. Bleiben die Tragränder intakt und brechen auch beim Herauswachsen der Nagellöcher nicht aus, sollte der Regenerationsprozess schnell abgeschlossen sein. Brechen die Tragränder weg, dauert der Regenerationsprozess natürlich länger. In diesem Fall benötigt man Vertrauen, Geduld und Durchhaltevermögen. Bringt man diese Eigenschaften auf, wird die Umstellung auch in einem schwierigen Fall gelingen.
Die Regeneration verläuft in der Regel wie folgt ab. Zunächst erlangen die durch den bisherigen Beschlag steifen Hufe langsam ihre natürliche Elastizität zurück, wodurch umgehend ihre Lederhäute wieder besser durchblutet werden. Diese verbesserte Durchblutung beschleunigt den Heilungsprozess und führt zu einer immer besseren Hornproduktion, vor allem die Hufwand wird stetig stabiler.
Der Hufbeinträger, die Ballen, der Strahl, das Strahlpolster und die Hufknorpel können sich langsam wieder auf die neue Situation einstellen und seitliche Bodenunebenheiten ausgleichen. Sollten die Hufknorpel verknöchert sein, ist deren Funktionalität im Vergleich zu den anderen Elementen zwar eingeschränkt, dennoch werden die Hufe stetig elastischer und widerstandsfähiger. Das gilt allerdings nur dann, wenn die Hufe nach der Umstellung regelmäßig huforthopädisch bearbeitet werden und sie dadurch ihre Funktionalität nutzen können (siehe Funktionsweise).
Zeigt das Pferd nach einer gewissen Zeit keinerlei Probleme mehr, ist die Regeneration abgeschlossen und die Hufe sind wieder funktionsfähig. Die natürliche Elastizität wird genutzt und die Gelenke werden geschont. Die Hufe sind wieder in Form und damit unanfälliger für Erkrankungen wie Hufgeschwüre oder Strahlfäule. Sollte das Pferd nach der Umstellung auf steinigen Untergründen sensibel laufen, zum Beispiel beim Ausreiten auf Schotterwegen, dann können in solchen Situationen kurzzeitig Hufschuhe verwendet werden.
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Eckdaten der Beratung
- Ort: Online
- Termine: Nach Vereinbarung via E-Mail christian.fuessel@chevalance.com
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Technische Voraussetzungen:
- Internet-Zugang
- Endgerät wie PC, Tablet oder Smartphone
- Kommunikations-App mit Video-Funktion (wird per E-Mail benannt)
- Teilnehmerzahl: 1
- Dauer: Ca. 60 min.
- Preis: 60 €*
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Wie sich ein Beschlag auf einen Huf auswirkt, erfährst Du über die folgende Schaltfläche.