Die Chevalance Huforthopädie©
Wie Hufprobleme entstehen, wie man sie los wird und was man nicht tun sollte
Hat Dein Pferd auch mit deformierten Hufen und immer wieder mit Hufproblemen zu kämpfen wie mit Hufgeschwüren, Abszessen, Hufrehe, Strahlfäule, Lederhautentzündungen oder Hufrollenentzündungen? Mir ging es am Anfang leider nicht anders. Jahre habe ich gebraucht, um die beste Lösung zu finden.
Der Clou ist: Das muss nicht sein, denn die meisten Probleme können mit einer intelligenten und regelmäßigen Hufbearbeitung dauerhaft vermieden werden. Und nicht nur das. Dein Pferd kann mit der richtigen Methode sogar bequem und schmerzfrei Barhuf laufen, auch bei hohen Belastungen. Wie das geht, erkläre ich Dir im folgenden Beitrag. Doch schauen wir uns zunächst die Ursache allen Übels an und was man auf keinen Fall tun sollte.
So entstehen Deformierung und Hufprobleme
Aufgrund seiner genetischen Voraussetzungen belastet ein Pferd seine Hufe an bestimmten Stellen mehr und an anderen Stellen weniger, zum Beispiel einseitig lateral (also außen). Aufgrund dieser Mehrbelastung wird lateral mehr Horn abgerieben als medial (also innen). Dies führt lateral aufgrund des geringen Abriebs zu einer längeren bzw. höheren Hufwand, die bei mangelndem Abrieb zunächst in den Kronrand staut. Die auf die mediale Hufwand einwirkenden Kräfte werden verstärkt.
Erfolgt keine Korrektur dieses Szenarios, wird auf der mehr belasteten Seite lateral weiterhin mehr Horn abgerieben als gegenüber, wodurch die Hufwand der weniger belasteten Seite medial immer länger wird und zur Seite ausweicht. Aufgrund der immer stärker wirkenden Hebelkräfte, löst sich auf der weniger belasteten Seite der Verbund zwischen Hufwand und Hufbein, der sogenannte Hufbeinträger, vor allem im unteren Bereich distal. Die Ausrichtung der Hufwand zum Boden wird flacher, die Tragfähigkeit lässt nach.
Erfolgt weiterhin keine Korrektur dieses Szenarios deformiert der Huf immer mehr. Diese Deformierung wirkt sich mit der Zeit auch auf die inneren Strukturen aus, wodurch sich sogar die Knochen verändern und sich der Belastungssituation anpassen können. Die Symptome der Deformierung am Huf werden immer heftiger und die Probleme somit immer größer. Auf der weniger belasteten Seite medial reist beispielsweise häufig das Hufbeinrandhorn, wodurch sich der Verbund zwischen Hufwand und Sohle löst. Es entstehen Öffnungen in der Hornkapsel, die Feuchtigkeit und Bakterien hineinlassen, die den Huf von innen angreifen und eine Regeneration erschweren. Das Elend nimmt sozusagen seinen Lauf. Die Hufe deformieren immer mehr und Hufprobleme häufen sich.
Um diesen fortschreitenden Deformierungsprozess aufzuhalten, wählen leider viel zu viele Hufbearbeiter einen falschen Ansatz, der meist sogar zu einer Verschlechterung der Hufsituation führt. Welcher Ansatz das ist und warum er nicht funktioniert, erkläre ich Dir im nächsten Abschnitt.
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Was man auf keinen Fall tun sollte
Viele Hufbearbeiter versuchen die oben beschriebene Deformierung zu verhindern, indem sie den Tragrand bei der Bearbeitung bis zur Sohle entfernen und anschrägen. Dieser Ansatz sieht zwar nach der Bearbeitung schön aus, verschlimmert allerdings die Situation - und zwar unmittelbar und langfristig.
Unmittelbar deshalb, weil das Pferd für etwa ein bis zwei Wochen auf der Sohle laufen muss, bis der Tragrand wieder nachgewachsen ist. Da es zwischen Sohle und Hufbein kein dämpfendes Element gibt, führt das häufig zu Schmerzen, weil der Untergrund gegen die Sohlenlederhaut drückt. Das Pferd läuft dadurch nicht nur einige Tage fühlig, sondern es belastat auch unnötig seine Gelenke, Sehnen, Bänder, Muskeln und Faszien, weil die so wichtige Trampolin-Funktion des Hufes eliminiert wird. Mehr zur Trampolin-Funktion erfährst Du im Beitrag Funktionsweise.
Manche Hufbearbeiter, die diesen Ansatz wählen, versuchen die Fühligkeit des Pferdes zu verhindern, indem sie die Sohle gar nicht bearbeiten, damit diese so dick und stabil wie möglich bleibt. Das ändert allerdings nichts an der Überlastung der Gelenke, Sehnen, Bänder, Muskeln und Faszien, auch wenn das Pferd dadurch möglicherweise schmerzfrei läuft. Lässt man die Sohle gänzlich unbearbeitet, steigt außerdem das Risiko eines Hufgeschwürs, da das spröde, nicht geglättete Sohlenhorn Eintrittstellen für Bakterien eröffnet.
Das Entfernen des Tragrandes verschlimmert die Hufsituation unmittelbar auch deshalb, weil der Huf dadurch von einem Moment auf den anderen kippt, zumindest dann, wenn ein bestimmter Hufwandabschnitt einen höheren Tragrand hat als der andere. Dadurch können die inneren Strukturen überlastet werden, weil die Elastizität des Hufes, die soganennte Hufmechanik, das Kippen des Hufes nicht mehr ausgleichen kann. Ist das der Fall, verursacht das ungleichmäßige Kürzen des Tragrandes ebenfalls Schmerzen.
Auch langfristig führt das Entfernen des Tragrandes zu erheblichen Problemen, weil die mehr belasteten Hufwandabschnitte noch mehr belastet werden als zuvor. Das liegt unter anderem daran, dass nach dem Entfernen des höheren Tragrandes am weniger belasteten Hufwandabschnitt der mehr belastete Hufwandabschnitt während der Belastungsphase viel geringer und kürzer vom weniger belasteten Hufwandabschnitt entlastet wird. So werden die inneren Strukturen auf der mehr belasteten Seite noch mehr belastet als zuvor, vor allem die Gelenke. Eine genauere Erläuterung dazu findest Du im Beitrag Lastverteilung.
Das Entfernen des Tragrandes ist also keine gute Lösung, um den oben beschriebenen Deformierungsprozess aufzuhalten. Im Gegenteil, er kann den Hufzustand sogar wesentlich verschlechtern. Hinzu kommt, dass durch die Deformierung vermehrt Hufprobleme wie Strahlfäule, Sohlenlederhautentzündungen, Hufrollenentzündungen oder Hufknorpelverknöcherungen auftreten. Meist versucht man diese dann mit einer Symtombehandlung wieder loszuwerden, zum Beispiel mit einem Beschlag, dem übermäßigen Einsatz von Strahlfäulemitteln, Entzündungshämmern oder Schmerzmitteln. Die Ursache lösen diese Ansätze aber leider nicht. Wie man all diese Herausforderungen allerdings nachhaltig lösen kann, erkläre ich Dir im nächten Abschnitt.
So löst man Hufprobleme nachhaltig und bringt die Hufe wieder in Form
Um einem Pferd ein bequemes, schmerzfreies Barhuflaufen zu ermöglichen und um Hufprobleme und Deformierungen zu vermeiden, sollte ein Huf regelmäßig, etwa alle vier bis fünf Wochen, huforthopädisch korrekt bearbeitet werden. Der Fokus liegt hierbei auf der Bearbeitung der Hufwand und dessen Tragrand, der selbstverständlich benötigt wird, um die so wichtige Trampolin-Funktion eines Hufes zu nutzen (mehr dazu im Beitrag Funktionsweise). Konkret bedeutet das fast immer, dass diejenigen Hufwandabschnitte, die mehr belastet werden, wenig oder gar nicht bearbeitet werden, und diejenigen Hufwandabschnitte, die weniger belastet werden, mehr bearbeitet werden (die Ausnahmen werden u.a. in meinem Online-Kurs genau erläutert). Der Abrieb der weniger belasteten Hufwandabschnitte muss forciert werden, damit diese Hufwandabschnitte nicht immer länger bzw. höher und flacher werden. Außerdem müssen die weniger belasteten Hufwandabschnitte so bearbeitet werden, dass sie wieder mehr Last aufnehmen und die mehr belasteten Abschnitte entlasten können.
Dazu wird zunächst die Tragrandbreite der weniger belasteten Hufwandabschnitte verringert, abhängig von der individuellen Situation und dem individuellen Abrieb des Hufes. Anschließend wird ein harmonischer, rund-ovaler Übergang hergestellt zwischen den weniger belasteten und den mehr belasteten Hufwandabschnitten. Die Tragrandbreite der mehr belasteten Hufwandabschnitte darf dabei allerdings nicht verkleinert werden, lediglich minimal am Übergang. Darüber hinaus wird die Tragrandhöhe auf ein physiologisch sinnvolles Maß verringert, um die Tragefunktion des Tragrandes optimal zu nutzen und gleichzeitig Hebelkräfte zur Seite zu minimieren. Abschließend werden die weniger belasteten Hufwandabschnitte von außen mit der Raspel so bearbeitet, dass sie harmonisch und leicht elliptisch (konvex) von oben (proximal) nach unten (distal) verlaufen, sodass sie am Tragrand unten möglichst senkrecht zum Boden ausgerichtet sind (auch Reetdach genannt). Die weniger belasteten Hufwandabschnitte dürfen dabei aber nicht zu dünn bearbeitet werden, damit sie möglichst stabil und tragfähig bleiben.
Die so hergestellte Form der Hufwand hat zum einen den Vorteil, dass die deformierende Hebelwirkung ausgeschaltet und die Kräfte der weniger belasteten Hufwandabschnitte wieder optimal aufgenommen werden. Zum anderen hält die Wirkung dieser Form auch bei schnell nachwachsendem Horn lange an und verpufft nicht nach kurzer Zeit, wie bei einem schräg angeraspelten Tragrand ohne diesen elliptisch konvexen Hufwandverlauf. Der schmalere Tragrand der weniger belasteten Hufwandabschnitte wird nun etwas mehr abgerieben als die mehr belasteten Hufwandabschnitte, wodurch sich der Huf schonend, ohne einen abrupten Stellungswechsel und ohne Überlastung der Hufmechanik, bis zur nächsten Bearbeitung Schritt für Schritt schonend ausbalancieren kann. Die weniger belasteten Hufwandabschnitte werden langsam wieder steiler und die mehr belasteten Hufwandabschnitte flacher. Nach und nach kommt der Huf durch dieses Vorgehen immer mehr in Balance, die deformierte Hornkapsel wächst wieder zu einer optimal rund-ovalen Form heraus, die Symptome am Huf werden wesentlich besser, die Probleme weniger und die Tragfähigkeit wird optimiert.
Sehr wichtig für die Stabilität und die Tragfähigkeit der beschriebenen Hufwandform ist außerdem die Bearbeitung der Eckstreben, die Bestandteile der Hufwand sind und diese im Trachtenbereich abstützen sollen. Dabei gilt: Ist eine Trachtenwand steil, schiebt unter oder rollt ein, dann muss die Eckstrebe zum Tragrand der Trachtenendkante hin auslaufen. Die Schnittkante der Eckstrebe soll dabei etwa in einem Winkel von 90 ° zu den Hornröhrchen der Eckstrebe verlaufen. So wird die Trachtenwand optimal von der Eckstrebe gestützt und Fäulnis hinter der Trachtenendkante vermieden. Verläuft eine Trachtenwand hingegen flach und hebelt zur Seite weg, dann muss die Eckstrebe etwa 1 bis 2 mm oberhalb (proximal) des Tragrandes der Trachtenendkante abschließen. Auch hier soll die Schnittkante der Eckstrebe etwa in einem Winkel von 90 ° zu den Hornröhrchen der Eckstrebe verlaufen. So ergibt sich eine kleine Stufe zwischen dem unteren (distalen) Ende der Eckstrebe und der inneren Tragrandkante. Die Trachtenwand wird dadurch weiterhin angemessen gestützt, allerdings nicht bis zum Tragrand der Trachtenendkante, sondern etwas darüber (von solear betrachtet darunter). Die Trachtenwand erhält somit die Möglichkeit, wieder etwas steiler zu werden und ihre Tragfähigkeit zu erhöhen. Fäulnis hinter der Trachtenendkante wird bei dieser Bearbeitung ebenfalls vermieden.
Selbstverständlich müssen außer der Hufwand auch die anderen Hufelemente bearbeitet werden. Diese Bearbeitung hängt allerdings nicht so sehr von der Belastungssituation des Hufes ab und wirkt sich nicht so erheblich auf die Balance eines Hufes aus, wie die Bearbeitung der Hufwand. Der Fokus liegt bei den anderen Hufelementen auf der Entfernung von losem, infiziertem und bröseligem Horn, das weder Schutz bietet noch zur Tragfähigkeit des Hufes beiträgt. Sohle und Strahl werden so lediglich geglättet. Die Sohle soll so dick und der Strahl so voluminös wie möglich bleiben. Legt sich der Strahl aufgrund der Belastung etwas auf eine Seite, sollte er auf dieser Seite so bearbeitet werden, dass die seitliche Strahlfurche gut einsehbar ist. Grundsätzlich gilt, sowohl bei der Bearbeitung der Hufwand als auch bei der Bearbeitung der anderen Hufelemente: Es sollte so wenig wie möglich Horn entfernt werden, aber so viel wie nötig, um Fäulnis zu vermeiden und um den Abrieb der weniger belasteten Hufwandabschnitte zu forcieren, damit sich der Huf wieder ausbalancieren kann.
Das beschriebene Vorgehen gilt bei fast allen Hufen, sogar bei einigen krankhaften Situationen wie beispielsweise bei Hufgeschwüren, Hufrehe, Rissen oder Zwanghufen. Was dabei im Detail beachtet werden muss und in welchen seltenen Fällen man das Vorgehen etwas anpassen muss, zum Beispiel bei einer übersteilen Trachtenwand oder bei flachen mehr belasteten Hufwandabschnitten, ist sowohl Bestandteil meines Buches Vitale Hufe als auch meines umfangreichen Online-Kurses.
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